Samstag, 17. Januar 2015

Aus gegebenem Anlass



Normalenweise halte ich meine politische Meinung aus meinem Blog heraus. Literatura Fragmentata ist und bleibt ein Blog, in dem es um's Schreiben geht. Aber sowohl die Pegida-Demonstrationen als auch der Anschlag auf das Satire-Magazin Charlie-Hebdo sind Ereignisse, die ich nicht unkommentiert lassen will.

Fangen wir mit dem aktuelleren Ereignis an: Der Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo ist schrecklich und verachtenswert. Da besteht, denke ich, kein Diskussionsbedarf. Die Täter sind Verbrecher und Mörder und sollten als solche behandelt werden. Inzwischen kümmert sich die Polizei in ganz Europa darum, die Terroristen ausfindig zu machen und weitere Anschläge zu verhindern. Und das ist gut so.

Allerdings halte ich es für völligen Schwachsinn, Millionen guter Muslime auf der Welt dafür in Sippenhaft nehmen zu wollen, wie es die Pegida-Demonstranten tun. Das ist ja das Zeichen einer Demokratie, dass sie alle Menschen vor dem Gesetz gleich behandelt, ohne sich um deren Ansichten zu scheren. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet in dem Bundesland, das die geringste Einwandererqoute hat, die Proteste am lautesten sind. Andererseits ist das aber auch nicht weiter verwunderlich. 

Es ist ja oft so, dass die Menschen das am meisten fürchten, was sie nicht kennen. Ich denke nicht, dass alle PEGIDA-Demonstranten vollständug durchideologisierte Nazis sind, aber sie sind Mitläufer, die ohne groß zu überlegen die Parolen nachplappern, die sie im Internet aufgeschnappt haben oder die ihnen von der Bühne herab vorgebetet werden. Es ist leicht, jemanden zu manipulieren, der ein diffuses Unbehagen an der Gesellschaft fühlt und dabei nur über einen begrenzten Horizont verfügt. 

Und genau das tun diejenigen, die mittels der Pegida-Demonstrationen die Ängste dieser Leute ausnutzen. Die Organisatoren sind die Leute, die wirklich gefährlich sind. Erschreckend genug, dass viele der Demonstranten aus der "gebildeteten" Mittelschicht kommen. Doch auch das ist nur auf den ersten Blick verwunderlich. Schon in den dreißiger Jahren speißte sich das Stimmvieh der Nazis aus einer verunsicherten Mittelschicht, die mit der Angst vor dem sozialen Abstieg zu kämpfen hatte. Anscheinend wiederholt sich hier das ewig gestrige einschließlich der Parole der "System-" bzw. "Lügenpresse".

Interessanterweise sind sich die Pegida-Anhänger und die radikalen Islamisten, wenn man die oberflächliche Tünche wegnimmt, strukturell sehr ähnlich. Zwei Soziologinnen haben z. B. im Libanon inhaftierte islamistische Kämpfer befragt. Dabei stellten sie fest, dass die Kämpfer von dem Glauben, den sie angeblich verteidigen wollen, so gut wie keine Ahnung haben. Was ihnen allerdings allen gemein war, ist eine Herkunft aus gewalttätigen, Familien, die in prekären Verhältnissen lebten.

Wo ist jetzt die Ähnlichkeit zu den Pegidisten? Auch diese geben vor, kulturelle/religiöse Werte zu verteidigen, von denen sie aber kaum eine Ahnung haben. Ich denke, dass das ein allgemeines Merkmal radikalen Verhaltens ist. Welche charakteristische Ausprägung dieser Radikalismus erfährt, ist letztendlich zweitrangig. Wer heute ein Kreuz in schwarz-rot-gold hochhält und die Muselmanen ins Meer treiben will, hätte mit einer anderen Sozialisierung vermutlich "Allahu akbar" gerufen und sich auf den Weg nach Syrien gemacht.

Um es kurz zu sagen: Ein Narr bleibt ein Narr, ganz gleich, welche Ideologie es vorschiebt, um anderen Menschen Schaden zuzufügen.

Ein Hinweis zur Meinungsfreiheit


"Da Grundrechte traditionell als Abwehrrechte Privater gegenüber dem Staat zu verstehen sind,[..] ist in Deutschland eine verbotene Zensur im Sinne von Art. 5 Abs. 1, S. 3 Grundgesetz nur die Zensur durch den Staat oder dem Staat zurechenbare Stellen. Eine Vorauswahl privater Stellen, ob Beiträge veröffentlicht werden oder nicht (z. B. einer Zeitungsredaktion vor der Veröffentlichung von Leserbriefen oder eines Forenmoderators vor oder nach der Veröffentlichung von Beiträgen in Online-Foren), ist daher keine Zensur im Sinne des Grundgesetzes und verfassungsrechtlich unbedenklich, auch wenn sie umgangssprachlich gelegentlich ebenfalls als „Zensur“ bezeichnet wird."


Also für alle Trolle, Angebräunten und Aluhüte zum Mitschreiben:

Wenn mir eure Kommentare zu blöd sind, werde ich sie nicht veröffentlichen. Ich lasse schließlich auch keine Horde Skinheads mein Wohnzimmer mit Parolen vollschmieren. Und ich werde mir das Recht herausnehmen, jeden dämlichen Kommentar nach Strich und Faden auseinanderzunehmen, wenn ich der Meinung bin, dass das notwendig sein sollte.

Das wird man doch wohl mal sagen dürfen, oder?

Keine Kommentare: