Freitag, 12. Dezember 2014

Googlen ist nicht recherchieren



Es ist einfach geworden, Informationen zu finden. Ein Klick ins Suchfenster des Browsers, ein paar Suchwörter eingegeben und schon spuckt Google eine Liste von Ergebnissen aus. Das ist der Zugang, den die meisten von uns haben werden. Sich eine Liste von Ergebnissen vorwerfen zu lassen, ist aber noch nicht recherchieren. Vielen wird das genug sein, aber Richtig spannend wird es, wenn man zwischen den Ergebnissen Verknüpfungen zieht.

Als Journalist muss man des öfteren Informationen über Personen herausfinden. Dabei ist es mit einer simplen Googleabfrage nicht getan, vor allem dann nicht, wenn man nach jemanden sucht, der einen Allerweltsnamen wie zum Beispiel Klaus Müller hat. Den Namen in Google ist nicht weiter hilfreich, weil die Suchmaschine eine lange Reihe unspezifischer Einträge ausspuckt.

Nehmen wir weiter an, ich weiß über einen Kollegen, dass Herr Müller auf der Hilversund Wind - einer Messe für Windenergie - am Stand der XYWind war. Nun habe ich zwei Möglihkeiten:
Ich schaue auf der Messe-Website im Ausstellerverzeichnis nach, wer der Pressekontakt von XYWind war. Damit weiß ich, wen ich im Unternehmen ansprechen kann, um einen ersten Kontakt herzustellen. Sollte ich über die Pressestelle keinen Kontakt erhalten können, weil dieser nicht gewünscht ist, oder ich das Gefühl habe, alle Informationen würden weichgespült, fange ich an, nach Mailadressen aus dem Unternehmen zu suchen. Schließlich finde ich die Adresse einer J.Bongartz@XYWind.de. 

Damit weiß ich, wie die Struktur der Mailadressen bei XYWind wahrscheinlich sein wird. Da Firmenadressen bei den meisten Firmen immer nach demselben Muster angelegt werden, wird die Adresse von Herrn Müller voraussichtlich K.Müller@XYWind.de sein. Damit habe ich schon die Grundlage für eine direkte Kontaktaufnahme geschaffen.

Ich möchte aber noch mehr Hintergrund haben, bevor ich Herrn Müller z.B. für ein Interview kontaktiere. Also beginne ich zu schauen, was zum Beispiel die Lokalpresse über XYWind zu sagen hat. XYWind hat auf ihrer Website ein Foto ihres Messestandes, auf der Herr Müller mit dem Bürgermeister Walter und Frau Meier vom Verein Pusteblume - ökologische Energie für alle e. V. zu sehen sind. Das bedeutet, dass ich A. nun weiß wie Herr Müller aussieht, und B. mit wem er zu tun hat. Eine Recherche in der Google-Bildersuch bringt zutage, dass Herr Müller und Herr Walter sich auf diversen Veranstaltungen über den Weg gelaufen sind und dazu noch Kontakte zu der Anlage-Firma haben, die vor kurzem in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Der Geschäftsführer dieser Firma hat wiederum das Windvogelfest des Pusteblume e. V. gesponsert, dessen Vorsitzende Frau Meier ist, die zugleich für die Strandverwaltung Hilversum Nord arbeitet, an deren Strandabschnitt das Fest stattgefunden hat.

Auf diese Weise kann man eine ganze Menge nicht nur über Personen ausgraben, sondern auch über andere Fakten. Man sollte sich nie nur mit dem ersten Knochen zufriedengeben, den man ausgräbt, sondern weitergraben und die einzelnen Splitter Stück für Stück zusammensetzen, bis ein Dinosaurier draus geworden ist. Tut man es nicht, fällt man auf den Omnibus-Effekt herein, über den ich schon früher geschrieben habe.

Andersherum bedeutet das aber auch, dass jemand, der das Wissen und den Willen hat, Informationen zu finden, diese auch finden wird, nicht nur, wie in meinem fiktiven Beispiel, über Firmenangehörige, sondern auch über euch. Und das ist der Grund, warum ihr immer vorsichtig sein solltet, was ihr von euch im Netz preisgebt.

Ps.: Alle Namen im Beispiel sind frei erfunden. Eine Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen bzw. tatsächlich existierenden Istitutionen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Freitag, 5. Dezember 2014

Autoren und Lektoren: Ein gespaltenes Verhältnis?


Wenn ich in den verschiedenen Autorengruppen auf Facebook unterwegs bin, fällt mir immer wieder auf, dass gerade unter den Indie-Autoren/Selfpublishern teilweise sehr seltsame Vorstellungen darüber kursieren, was die Aufgaben eines Lektors sind. Ich möchte das heute einmal andiskutieren und außerdem einen kleinen Einblick geben, was ein Lektor so den ganzen langen Tag tatsächlich tut. Ganz zum Schluss gibt es ein paar Tipps, wie man mit einfachen Mitteln dafür sorgen kann, dass das eigene Manuskript besser wird.

Gängige Vorurteile


Zu den gängien Vorurteilen, denen ich in den verschiedenen Autorenforen begegnet bin, gehören Sätze wie, "Das sind die, die vom Verlag angestellt sind, um Bücher abzulehnen. Die schreiben dir deinen Text um, um ihr eigenes Ego zu pflegen / ihre Sicht der Dinge durchzudrücken. Die kürzen meinen Text zusammen, bis ihn keiner mehr wiedererkennt" usw. Das ist natürlich Unsinn.

Die primäre Aufgabe eines Lektors ist nicht, Bücher abzulehnen, sondern die Publikationen, die vom Verlag angenommen werden, in eine veröffentlichungsreife Form zu bringen. Das Ego eines (guten) Lektors hat auch wenig mit seiner Arbeit zu tun. Es geht auch nicht darum, einen Text bis zur Unkenntlichkeit zu verstümmeln.

Was ein Lektor tatsächlich tut


Meine Hauptarbeit besteht darin, dass ich als Redakteur einer Fachzeitschrift (von Büchern allein kann man nicht leben) die Manuskripte der verschiedenen Fachautoren so bearbeitet, dass sie vom Aufbau her in das Konzept des Heftes passen. Das kann von einem simplen Absuchen des Manuskripts nach Tipp- und Rechtschreibfehlern bis zum fast kompletten Neuschreiben des Artikels reichen, wenn die Vorlage von der Form her einfach zu schlecht ist (was sehr selten vorkommt). Meistens liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Neben Rechtschreibfehlern sind die häufigsten Fehler in der falschen Anwendung von Fällen oder in falsch gebauten oder unvollständigen Sätzen zu suchen.

Ein beliebter Fehler ist – zumindest bei den Artikeln – ein Mangel an Struktur oder aber, als Extrem am anderen Ende des Spektrums, ein Überschuss derselben. Viele Artikel haben keinen ordentlichen Vorspann sowie keinen definierten Schluss und gelegentlich auch keine Gliederung, so dass meine Aufgabe als Redakteur darin liegt, dem Leser einen Einstieg und einen Ausstieg aus dem Text zu geben. Es gibt aber auch Artikel, die mit einer tiefgestaffelten Gliederung aufwarten und im Wesentlichen aus Aufzählungspunkten bestehen. Hier ist es wichtig, die Gliederungsebenen zu reduzieren und aus den Aufzählungen ganze Absätze zu machen.

Nach der Manuskriptkorrektur geht der bearbeitete Text an den Autoren, der schließlich den Text mit den von ihm freigegebenen und neu hinzugefügten Korrekturen an uns zurückschickt. Diese Freigabefassung wird in das Layout gegeben, wo dann die endgültige Druckfahne hergestellt wird. Diese wird sodann noch mehrmals überprüft, um Konvertierungs- und eventuell übersehene Fehler auszuschließen, bevor das Heft schließlich an die Druckerei gesendet wird. Von dieser kommt schließlich der finale Plott (Ein Abzug der Druckplatten/-daten, heutzutage meist digital), der noch einmal vor der endgültigen Freigabe genau kontrolliert wird.

Bei den Büchern ist das Procedere im Wesentlichen nicht anders, lediglich der Umpfang ist größer. Bei Büchern muss man zudem mehr auf die inhaltliche Konsistenz achten. Ansonsten gelten dieselben Regeln wie für einen kurzen Artikel, man muss auf die Sprache achten, schauen, dass die Übergänge stimmen, dass keine Rechtschreibfehler im Text sind oder alle Namen und Bezeichnungen stimmen. Bei Büchern ist es außerdem wichtig, auf die inhaltliche und logische Konsistenz des Textes zu achten.

Die Texte und die Inhalte ändern sich, aber das Handwerk bleibt gleich.


Eine Sache, die wichtig ist, aber gern übersehen wird, ist, auf das Layout zu achten: Stimmt der Satzspiegel? Ist die Paginierung richtig? Sind alle Seiten da? Sind die Grafiken (so vorhanden) da und in der richtigen Auflösung? Sind die Schriftarten alle richtig gesetzt?

Das alles sind Fragen, denen man sich spätestens vor dem Hochladen des Buchblocks auf den Server der Druckerei stellen muss.

Was tun, wenn man sich keinen Lektor leisten kann?


Die wenigsten Independent-Autoren werden sich einen professionellen Lektor leisten können. Es gibt aber ein paar kleine Tricks, wie man auch von zu Hause aus die Qualität seiner eigenen Texte verbessern kann.
  1. Gehe zuerst alle formalen Aspekte durch, wie sie oben beschrieben sind.
  2. Den Text Zeile für Zeile lesen: Drucke das gesamte Manuskript aus, nimm ein weißes Blatt und lege es auf die jeweilige Seite. Ziehe dieses Blatt Zeile für Zeile nach unten. So ließt du jeweils immer nur diese eine Zeile.
  3. Nutze dein Handy oder PC, um dein Manuskript in eine Audiodatei zu diktieren. Höre dir diese Datei an. So kannst du sprachliche Schwachstellen im Text entdecken. Alternativ kannst du auch  jemand anderen den Text vorlesen lassen und das aufzeichnen. Höre dir die Aufnahme mehrmals an, bis du alle Fehler gefunden hast.
  4. Bei Textteilen wie dem Titel kannst du mit einem Bleistift dünne Striche zwischen den Silben machen. so fallen dir Fehler schneller auf. Lies dir selbst den Titel-Text wie ein Erstklässler vor.

Ich hoffe, dass diese kleinen und einfach umzusetzenden Tipps für euch eine Hilfe sein können, denn auch bei einem selbstverlegten Buch sollte das oberste Ziel sein, ein Produkt so gut wie möglich zu produzieren.

Montag, 1. Dezember 2014

Erzähltechniken für Fortgeschrittene III: Das Mash-Up



Wenn man mit seinem schreiben mehr erreichen will, als nur die hundertste Variation derselben Genreelemente, muss beizeiten einen Weg finden, die Beschränkungen des Eigenen Genres zu überwinden. Mit den Techniken der Intertextualität und der Dialogizität haben wir in den vorherigen Teilen dieser Serie zwei Wege erkundet, um diese Grenzen auszudehnen oder zu überschreiten. Das Mash-Up ist eine weitere Möglichkeit genau das zu tun. 

Das Mash-up bezeichnet die Vermischung mehrerer Genres in einer Erzählung, um dem ursprünglichen Genre neue Eigenschaften zuzufügen. Als Ursprung des Mash-Ups gilt der Roman "Stolz und Vorurteil und Zombies", der das Werk Jane Austens mit Elementen aus dem Zombie-Genre "anreichert". Ziel des Mash-Ups ist, dem Hauptgenre des Textes eine neue Perspektive zu geben. Man sieht die Aspekte des Genres aus einem anderen Blickwinkel.

Das Spiel mit den Genre-Versatzstücken ist auch eine gute Gelegenheit, wieder Schwung in das eigene Schreiben zu bringen, wenn es sich festgefahren hat. Manchmal kann es auch dazu dienen, Bereiche der Erzählwelt auszuloten, die man bisher noch nicht erkundet hat. Das ist zum Beispiel beim Aetherwestern der Fall, an dem unter anderem Stefan Holzhauer von Phantanews und Anja Bagus beteiligt waren. Dort verbinden sich Steampunk-Elemente mit Western-Elementen.

Man kann sich eine Ganze Reihe von Genre-Mixes vorstellen, die durchaus das Potenzial für interessante Geschichten zu haben. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Welt, in der Zwerge im zweiten Weltkrieg auf der Seite der Amerikaner kämpfen, während sich die Elfen mit den Nazis verbündet haben, oder eine Mischung aus Krankenhaus- und Vampirroman. Oder Vamipre, die mit Engeln in einer riesigen kugelförmigen Raumstation kämpfen. Oder Fifty Shades of Decay usw.

Mash-Ups sind auch ein gutes Werkzeug, wenn man zum Beispiel eine Schreibwerkstatt abhalten will. Das Springen zwischen verschiedenen Genres und die Eigenschaft des Mash-Ups, zum Trash zu tendieren, kann auch bewirken, dass die Köpfe der Beteiligten frei werden (bspw. von Vorurteilen). Insofern ist das Mash-Up ein gutes Mittel, um während einer Schreibwerkstatt einen Einstieg zu finden.

Freitag, 21. November 2014

Welche Kriterien für das Blog-Design?






Wie versprochen kommt heute mein Beitrag zur Blogparade „Nach welchen Kriterien sucht ihr das Design für euren Blog aus?“, die von Ann-Bettina Schmitz initiiert wurde. Wie wichtig ist das Design eines Blogs? Das ist die Grundfrage, um die es hier gehen soll.


Als technische Grundlage nutze ich Blogspot, was auch damit zu tun hat, dass Blogger.com zu der Zeit, als ich mit dem Bloggen angefangen habe, das einfachste frei verfügbare Blog-System war. Und da es für meine Zwecke immer noch ausreicht, bin ich dabei geblieben.

1) Gibt es Funkionen, die für dich bei einem Blog unbedingt vorhanden sein müssen?

Georg: Ich bin der Meinung, dass ein Blog, wie jedes andere Medium von seinen Inhalten lebt. Die besten Funktionen nutzen nichts, wenn der Inhalt Mist ist. Oder, um es etwas rabiater auszudrücken: Scheiße bleibt auch dann Scheiße, wenn man sie in Goldpapier einwickelt.

Deshalb ist es wichtig, dass das System, das man benutzt es möglichst einfach macht, Inhalte einzustellen und zu pflegen. Dazu gehört meines Erachtens auch, dass das System eine Lesestatistik bietet, die anzeigt, was viel gelesen wird und was nicht.

2) Legst du Wert auf eine bestimmte Seitenaufteilung?

Georg: Ich für mich persönlich empfinde ein dreispaltiges Layout als die praktischste Lösung. So kann ich bestimmte Elemente meines Blogs nach Themen sortieren. Links sind Elemente untergebracht, die mehr „nachrichtlichen“ Charakter haben, zum Beispiel meine Blogroll, auf der rechten Seite die Elemente, die den Lesern meines Blogs die Möglichkeit geben, meinen Inhalten zu folgen (zum Beispiel verschiedene Follower-Boxen).

3) Hast du dir Gedanken über die Farbgestaltung gemacht?

Georg: Ja. Ich bin der Meinung, dass die Farbgestaltung eines Mediums, und da zähle ich Blogs dazu, dem Text nicht im Weg stehen sollte. Deshalb sind die Farben auf Literatura Fragmentata sehr zurückgenommen.

4) Warum verwendet du ein Hintergrundbild oder eben nicht?

Georg: Ich benutze ein Bild, dass einen Leuchtturm zeigt. Der Gedanke dahinter ist, dass mein Blog denen, die besser schreiben und veröffentlichen wollen, eine Orientierung geben soll. Zusammen mit der Typographie des Blogs soll es einen gewissen Retro-Charme entwickeln. Das ganze Blog-Design kommt bewusst ein wenig altmodisch daher. Wichtig ist mir, dass sich mein Blog dadurch von anderen Blogs deutlich unterscheidet.

Das Hintergrundbild muss auch gut mit den verschiedenen Logos zusammenarbeiten, die ich für bestimmte Themen benutze. Da ist das Literatura Fragmentata-Logo mit dem halbsehenden Auge, Das Legenden-von-Thamat-Logo und der „Hohlkopf“, den ich für meine „Aphorismen des Tages“ benutze. Diese sollen dem Leser Orientierung geben und zur „Corporate Identity“ von Literatura Fragmentata beitragen. Ein auffälliges Hintergrundbild würde da nur stören.

5) Hast du das Design so ausgewählt, dass es auch auf mobilen Geräten optimal dargestellt wird?

Georg: Die Antwort darauf ist so kurz wie einfach: Nein. Bisher habe ich nicht die Zeit gefunden, mich darum zu kümmern. Im Moment stehen andere Dinge für mich im Vordergrund (zum Beispiel die Promotion für mein Buch „Jenseits der schwarzen Berge“, die Planung meiner Website usw.).

6) Welche Gestaltungsmöglichkeiten oder Funktionen hättest du gerne für deinen Blog, die es heute bei deinem CMS noch nicht gibt?

Georg: Schön wäre die Möglichkeit, Texte als Markdown eingeben zu können. Ansonsten bin ich ziemlich zufrieden mit dem was ich habe. Da ich keine Multimedia-Elemente oder Ähnliches auf meinem Blog habe, reicht mir ein ganz einfaches System. Ich habe auch kein Bedürfnis nach „Fancy stuff“ und auch nicht die Zeit, aufwendige Gadgets zu pflegen.

Was mir noch fehlt, ist ein Interface, dass neben der Desktop-Variante des Blog-Editors eine für Mobilgeräte optimierte Oberfläche bereitstellt, weil ich inzwischen viel unterwegs auf dem Tablet schreibe. Die Blogger-App ist da doch eher dürftig ausgestattet.

Nächste Woche geht es mit meinen Schreibtechniken für Fortgeschrittene weiter. Dort wird es um die Technik des Mashups gehen.

Dialogizität, ein Nachtrag



Bevor es heute den letzte Woche angekündigten Beitrag zur Blogparade der ABS-Leseecke gibt, möchte ich noch vorher einen kurzen Post einschieben. Im Rahmen meines letzten Posts hatte sich die Frage ergeben, wie man die Dialogizität innerhalb eines Dialogs verwenden könnte. Und weil das nicht nur die an der Diskussion interessieren könnte, möchte ich ein Beispiel geben, wie ich einen solchen Dialog aufziehen würde. 

Grundsätzlich würde ich die Dialogizität sparsam einsetzten. In einem Dialog wäre meines Erachtens drüber, wenn man die Gedankenwelt beider Dialogpartner darstellen wollte. Besser ist es, nur die Gedanken eines Protagonisten zu präsentieren. 

Janina und Peter sitzen am Esstisch, sie blättert in einem Katalog, er blickt dem Kreisen der Fettaugen in seiner Suppe hinterher.

Gott war das ein Tag Peter ließ die Suppe von seinem Löffel zurück in den Teller tröpfeln. 

"Du Schatz? Schau mal, die Bettwäsche hier, ist die nicht hübsch?"

Das ist Bettwäsche Ja-ni-na. Völlig scheißegal, wie die aussieht. "Ja Schatz, die sieht ganz hübsch aus."

"Welche Farbe gefällt dir besser? Die rote oder die blaue?"

Sind wir hier in der Matrix? "Ich finde das rote ganz nett." Eigentlich könnte das Zeug auch popelgrün sein

Janina schaute skeptisch über den Rand ihrer Brille. "Nett? Wenn es dir nicht gefällt, dann such ich was andres raus?"

"Nein, nein, rot ist völlig in Ordnung!" Wie kommst du darauf, dass wir überhaupt neue Bettwäsche brauchen? Der ganze Schrank ist voll!

usw. ...

Man könnte jetzt noch einen auktorialen Erzähler dazupacken, der seinerseit die Situation ironisch kommentiert.

Was meint ihr, welche Möglichkeiten gibt es noch, um mit den Sprachebenen zu spielen? 

Donnerstag, 13. November 2014

Erzähltechniken für Fortgeschrittene II: Dialogizität


Nachdem sich der letzte Beitrag darum gedreht hat, wie man mithilfe der Intertextualität einem Text weitere Bedeutungsebenen hinzufügen kann, geht es in dieser Woche darum, ein verwandtes Konzept aufzusuchen: Die Dialogizität.

Diese ist gewissermaßen eine entfernte Verwandte der Intertextualität und tritt gerne mit dieser zusammen auf. Der Begriff „Dialogizität“ wurde von Michail Bachtin in die literaturwissenschaftliche Diskussion eingebracht. Er beschreibt vereinfachend gesagt eine Sprache, die auf zwei oder mehreren Ebenen funktioniert.

Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn eine Figur Slang spricht, während der Erzähler das sprachliche Unvermögen des Sprechers ironisch kommentiert. Ein Anderer Fall wäre zum Beispiel, wenn Watson in einem Sherlock Holmes-Roman leicht verständnislos die Ausführungen Holmes‘ kommentiert. Oder man könnte in einem Dialog neben dem Gesagten auch die Gedanken der Protagonisten unterbringen usw.

Die Dialogizität dient in aller Regel dazu, den Text zu ironisieren und/oder die Gewissheit darüber zu erschüttern, was der Text bedeutet. Sie kann zum Beispiel dazu dienen, den Leser auf das Gemacht-Sein der Erzählung hinzuweisen (Ein schönes Beispiel aus dem filmischen Bereich ist in der Star Trek the Next Generation-Folge „Das Schiff in der Flasche“ zu finden, wo Captain Picard am Ende der Folge darüber sinniert, dass er selbst und seine Crew auch nur Figuren in einem kleinen Kasten sind.). Das ist ganz ähnlich wie beim Verfremdungseffekt im epischen Theater Brechts.

Dialogizität ist aber keinesfalls eine Technik, die der „hohen“ Literatur vorbehalten bleiben muss. Sie funktioniert auch gut in Genreliteratur, wie ein Beispiel aus meinem Buch Jenseits der schwarzen Berge zeigt. Dort reden die beiden Zwergenbrüder Gingadol und Beren über die Situation, in der sie sich befinden. Sie haben gerade durch puren Zufall den Stab des toten Zauberers gefunden. Der Zwergenzauberer sagt zu seinem Bruder, „Wenn wir das in ein Buch schrieben, würde uns das keiner glauben!“

Innerhalb der Welt von Jenseits der schwarzen Berge ist das eine triviale Aussage, er gewinnt aber für den Leser eine zusätzliche Bedeutung, da dieser weiß, dass die beiden Brüder Figuren in einem Buch sind und genau das zutrifft, was die Brüder als so absurd empfinden. Dadurch gewinnt die gesamte Stelle eine ironische Ebene, die einerseits eine gewisse Komik in die Szene bringt, andereseits aber auf die (bewusst gewählte) Klischeehaftigkeit eben dieser verweist.

Es gibt noch zahlreiche andere und komplexere Möglichkeiten, das Prinzip der Dialogizität in den eigenen Texten anzuwenden. Aber auch hier gilt, dass man die Mittel, die man verwendet, in der richtigen Dosierung anwenden sollte, damit das Gesamtwerk einen runden Eindruck hinterlässt.

Der Post für nächste Woche wird mein Beitrag zur Blogdesign-Blogparade der ABS-Leseecke sein.

Freitag, 7. November 2014

Erzähltechniken für Fortgeschrittene I: Intertextualität



In der letzten Woche ging es darum, sich über die Genregrenzen hinwegzusetzen, um so dem eigenen Schreiben eine eigenständige Note zu geben. Heute soll es dagegen um eine Schreibtechnik gehen, die im Selfpublisher-Bereich sehr selten angewand wird: die Intertextualität. 

Die Intertextualität ist ein literaturtheoretisches Konstrukt, von dem im Independent-Bereich nur Wenige gehört haben werden. Das ist schade, weil es sich dabei - wenn man Sie auf das eigene Schreiben anwendet - eine sehr machtvolle Erzähltechnik handelt, die die Möglichkeiten, sich als Autor ausdrücken zu können, immens erweitert

Den Begriff "Intertextualität" taucht zum ersten Mal in einem Artikel der Literaturwissenschaftlerin Julia Kristeva auf. Grob vereinfachend gesprochen beschreibt er die Eigenschaft mancher Texte, im Ganzen oder einzelnen Teilen auf andere Texte zu verweisen. Das ist zum Beispiel in vielen postmodernen Texten ein beliebtes Stilmittel. Als Technik angewandt bedeutet Intertextualität, dass man in den Text Anspielungen auf andere Texte einbringt, ohne diese zuplagiieren.

Ein mehr oder weniger offensichtliches Beispiel dafür wäre eine Krimiszene, in der der Kommissar einen Sherlock-Holmes-Roman ließt. Es geht aber auch wenige offensichtlich, indem man beispielsweise Namen verwendet, die auf andere Texte verweisen (Terry Pratchetts Cohen der Barbar ist ein gutes Beispiel dafür). Generell lassen sich grob vier wesentliche Formen von intertextwellen Verweisen unterscheiden:

  • Das Zitat: Eine Figur ließt aus einem Buch, zitiert daraus, denkt über das Gelesene nach usw,
  • Verweise durch Namen: Der Name einer Sache oder einer Figur ähnelt dem einer Sache oder Figur aus einem anderen Text (oder Medium - Zum Beispiel, wenn Cohen der Barbar auf seinem Esel Frodo aufsitzt und mit angelegter Lanze auf die Windmühlen Ioßreitet.). Ein anderes Beispiel wäre vielleicht ein gefallener Engel namens Dashiel Spade, der Vampire jagt, die im Dunkeln glitzern (Constantine,Dashiel Hammet (Sam Spade), Blade und Twilight)
  • Verweise durch Eigenarten der Figuren (William Von Baskerville und Adson)
  • Verweise durch strukturelle Anleihen.


Was aber unterscheidet den intertextuellen Text vom Plagiat? Ist das nicht abgeschrieben? - Im Gegensatz zum Plagiat, das einfach die Vorlage nachbildet, bzw. -äfft, zeichnet sich die Intertextualität dadurch aus, dass Sie die Anleihe ironisiert, also den Text, auf den verwiesen wird, in ein ironisches Verhältnis zu sich selbst stellt. Es geht bei der Intertextualität ausdrücklich nicht darum, von jemand anderem abzuschreiben, sondern vielmehr darum, dem eigenen Text durch eine pointierte Anspielung auf einen anderen Text eine zusätzliche Bedeutungsebene zu verleihen, in etwa so, wie man auf Webseiten einen Link setzt.

Bleibt die Frage: Wozu das Ganze? - Die Antwort ist einfach.: Weil es die Erzählung interessanter macht! In "Jenseits der Schwarzen Berge" habe ich zahlreiche solcher Anspielungen auf andere Texte (und Filme ) aus dem Fantasy-, Science-Fiction- und Horror-Bereich eingebaut. Man kann das Buch einfach so herunterlesen, ohne von der intertextuellen Seite des Textes irgendetwas zu bemerken. Es ist dann eine schöne Geschichte von einer Prinzessin, die einen Weg nach hause sucht. Hat man ein wenig Ahnung von phantastischer Literatur, so kann man sich einen Spaß daraus machen, den Hinweisen zu folgen, um herauszufinden, was sich unter der Oberfläche der Erzählung verbirgt. Beherrscht man das Spiel mit der Intertextualität, kann man seinen Texten so eine Qualität verleihen, die andere Stories des Genres nicht haben.

Nächste Woche werden wir eine nahe Verwandte der Intertextualität aufsuchen: die Dialogizität.

Freitag, 31. Oktober 2014

Die Grenzen sprengen: Wie man gute Genre-Literatur schreibt



In den verschiedenen Foren ließt man oft die von Anfängern gestellte Frage, ob man sich an die Regeln des jeweiligen Genres halten sollte. Das ist einerseits verständlich,  zeugt aber andererseits von einer gewissen Unsicherheit. Mein Standpunkt dazu ist, dass man immer wieder den Blick über den Tellerrand des eigenen Genres werfen sollte, damit man nicht in festgefahrenen Gleisen einrostet.

Auch wenn man sich auf ein bestimmtes Genre eingeschossen hat, macht es Sinn, sich auch bei anderen Literatur- und Darstellungsformen (z. B. Film und Theater) umzusehen.  Das ist gerade dann wichtig, wenn man wie oben gesagt nicht innerhalb der Konventionen des eigenen Genres gefangen bleiben will. Man muss sich,  wie es so schön auf neudeutsch heißt,  aus seiner Komfortzone herauswagen.

Die Erzähltechniken, die in anderen Literaturformen zu finden sind, lassen sich ebenso in Texten der Genre-Literatur verwenden, wie dies in ihrem originalen Metier der Fall ist. Warum nicht in einem Fantasy-Roman erzählen oder die Geschichte wie in Uwe Johnsons 'Mutmassungen über Jakob' oder John Dos Passos 'Manhattan Transfer' fragmentieren?

Der Blick über die Genregrenzen hinaus führt immer zu einer Erweiterung der eigenen schriftstellerischen Möglichkeiten. 

Und das ist gut so.

Freitag, 24. Oktober 2014

Das Buch ist fertig: Und was nun?





Ein Buch zuende zu schreiben ist generell schon eine beachtenswerte Leistung. Jemand hat den Text Korrekturgelesen. Man hält das Manuskript in der Hand und ist froh. Doch wie geht es weiter? Um sich selbst die Veröffentlichung so leicht wie möglich zu machen, sollte man sich Gedanken machen, wie man sich in der Endphase die Arbeit erleichtert.


Ich selbst habe den Fehler gemacht, mit dem Manuskript direkt ins Layout zu gehen, statt zunächst das EBook fertig zu machen, um auf dessen Basis die Printfassung zu entwickeln. Das war aus zwei Gründen dumm. Erstens musste ich so die Grundlage für das EBook aus der fertigen Satzdatei (dem Druck-PDF) ziehen, was zu Konvertierungsfehlern führte, die ich erst mühsam wieder herauskorrigieren musste. Da ich die Konvertierung mit Calibre aus dem PDF heraus gemacht hatte, musste ich außerdem den Datenschrott, den Calibre mir in die Datei hineingeschrieben hatte, entfernen, was zusätzlich Zeit kostete. Zweitens habe ich mir so eine Chance versaut, das Buch vernünftig anlaufen zu lassen. Hätte ich das Ebook zuerst fertig gemacht, hätte ich dieses zuerst eine Zeitlang laufen lassen können, um so das Buch bekannter zu machen und die Bewerbung meines Buches besser zu koordinieren. Ich hätte mir mehr Zeit nehmen können, Werbung für mein Buch zu machen. So hetze ich jetzt den Gelegenheiten hinterher.


Was ich daraus gelernt habe



Bei meinem nächsten Buch werde ich anders vorgehen und mich zuerst um die Erstellung des Ebooks kümmern. Das ist technisch weniger aufwendig und damit schneller zu veröffentlichen. Die so gewonnene Zeit werde ich dazu nutzen, das Layout des Printbuches in aller Ruhe anzugehen. Außerdem werde ich beim Erstellen der Vorlage auf Markdown umsteigen, was den Vorteil hat, dass man aus einer Vorlage sowohl das Roh-EPUB als auch die RTF-Vorlage für die Printfassung erstellen kann. Damit reduziert sich der Aufwand, den man sonst hätte, um beide Fassungen miteinander abzugleichen.


Was sich, was den Zeitaufwand betrifft, nicht effizienter gestalten lässt, ist das Produzieren des Covers und der Illustrationen. Hier habe ich schon durch die Computerisierung des Erstellungsprozesses den schnellstmöglichen Ablauf gefunden. Eine weitere Verkürzung könnte ich nur noch erreichen, wenn ich die Produktion der Bilder outsourcen würde (einen reibungslosen Ablauf der Kooperation vorausgesetzt). Das wiederum würde aber meinem Anspruch widersprechen, alle Teile des Buches aus einer Hand anbieten zu können.


Werbung ist Mist, keine Werbung aber auch



Völlig unterschätzt habe ich den Aufwand, den man für die Bewerbung des fertigen Buches machen muss. Wie viele andere auch habe ich nur bis zur Fertigstellung des Produktes gedacht, aber nicht darüber hinaus. Meine Einstellung war im nachhinein betrachtet etwas naiv, eine Art „Das wird schon...“ Tatsächlich wird das aber nicht einfach so. Es ist ja ziemlich offensichtlich, was zum Beispiel auf Facebook nicht funktioniert: Wer ist nicht genervt von den tausenden Autoren, die immer wieder schreiben, 

„SIEH DIR MEIN BUCH AN, ES IST DAS BESTE, GROSSARTIGSTE, GENIALSTE (Bitte hier das Genre deiner Wahl einsetzen) BUCH, DASS JEMALS GESCHRIEBEN WURDE! LIES ES! SOFORT! KOSTET NUR 99 Ct! BEI AMAZON!“


Solche „Anzeigen“ haben ein Problem: Der überwiegende Teil der so beworbenen Bücher ist weder genial, noch originell noch wirklich gut, und das wissen die Leser. Nicht wirklich hilfreich ist auch, wenn man diesen Aufruf gleich in 10+X Facebook-Gruppen teilt und noch nicht einmal eine persönliche Ansprache dazu setzt. Die Frage ist also, was kann man anders machen. Gar nicht drüber reden ist offensichtlich auch keine Lösung. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Strategien, die auf Google+ funktionieren, auf Facebook gnadenlos scheitern. Generell scheint mir ein indirekter Zugang zur Sache immer noch am erfolgversprechensten zu sein.


Mein Buch ist weder das Beste, noch das größte, es erfindet auch das Rad nicht neu. Aber es ist ein gutes Buch und ich bin stolz darauf, dass ich es veröffentlicht habe. Wer mehr darüber wissen möchte schaut hier nach


Samstag, 18. Oktober 2014

Markdown: Ein sinnvolles Format für Autoren?


Ich benutze schon seit einiger Zeit Vollbild-Editoren wie Focuswriter, writemonkey, Textroom oder Q10, weil ich für mich persönlich entschieden habe, dass ich mich am Besten auf das Schreiben konzentrieren kann, wenn ich nicht tausende Icons um mich herum habe, auf die ich klicken kann. Dennoch möchte ich zumindest grundlegende Formatierungen im Text anbringen können. Außerdem soll der Text zu möglichst vielen Weiterverarbeitungswegen kompatibel sein. Das ist der Moment, in dem Markdown (bzw. eine seiner Varianten) ins Spiel kommt.

Markdown ist eine vereinfachte Auszeichnungssprache, mit der sich einfache Textdateien so formatieren lassen, dass sie durch einen dafür konzipierten Konverter oder Editor in eine ganze Anzahl von Endformaten (u.a. RTF, PDF, Open/Libreoffice, Word, Html usw.) umgewandelt werden kann. Das hat gleich drei Vorteile:

  1. Dadurch, dass die Formatierungen so gewählt wurden, dass der Text jederzeit für Menschen lesbar bleibt – auch in der Rohform – lässt er sich auch dann Weiterverwenden, wenn man einen Softwarewechsel vornimmt oder die Anwendung den Bach runtergeht.
  2. Da das Markdown-Format letztendlich Plaintext ist, bleiben die Texte so lange lesbar, wie die ASCII- bzw. UTF-8-Spezifikation besteht, also auch lange, nachdem die heute gängigen Programme im Computerjenseits verschwunden sind.
  3. Mit Markdown kann man letztendlich mit einfachen Mitteln eine Form des Publishings erreichen, die dem Prinzip des Single Source Publishings (eine Quelle – viele Endformate) schon recht nahekommt und so den Aufwand für die Veröffentlichung auf verschiedenen Plattformen deutlich reduziert.
Bekannte Konverter für Markdown sind Markdown Extra, Pandoc und Multimarkdown, die dem grundlegenden Markdown-Format einige wichtige Erweiterungen wie zum Beispiel Fußnoten oder Tabellen hinzufügen.

Wie einfach Markdown in der Rohfassung zu lesen ist, sieht man am besten an einem Beispiel:

# Markdown: Ein sinnvolles Format für Autoren?
 

*Ich benutze schon seit einiger Zeit Vollbild-Editoren wie Focuswriter...*

1. Dadurch, dass die Formatierungen so gewählt wurden...
2. Da das Markdown-Format letztendlich Plaintext ist...


usw.

Editoren

Inzwischen gibt es für alle Plattformen eine ganze Anzahl von Editoren, die Markdown mitsamt Erweiterungen mehr oder weniger vollständig unterstützen, aber es gibt meines Erachtens verschiedene Kriterien, die ein solcher Editor mit sich bringen sollte. Dazu gehört zunächst, dass der Editor in der Lage sein muss, die Markdown-Syntax hervorzuheben, einfach deshalb, um einen vorläufigen Eindruck zu bekommen, was die jeweilige Formatierung bewirkt. Ein Live-Preview ist zwar hübsch, aber meines Erachtens nicht wirklich notwendig. Außerdem sollte der Editor die Möglichkeit mitbringen, in einer Baumansicht die Gliederung (Überschriften) der einzelnen Kapitel wiederzugeben. Wenn sich dann die Kapitel innerhalb der Baumansicht auch noch verschieben lassen, umso besser! Gerade bei größeren Projekten ist es wünschenswert, wenn der jeweilige Editor über Codefolding verfügt, d.h. die Absätze unter einer Kapitelüberschrift ausgeblendet werden können, was die Übersichtlichkeit enorm verbessert

Beispiele für Markdown-fähige Editoren

Bei meiner Suche nach brauchbaren Markdown-Editoren bin ich auf drei Programme gestoßen, die meinen Anforderungen mehr oder weniger entsprechen. 

Da ist zunächst CuteMarkEd, der Markdown-Extra beherrscht, eine - wenn auch rudimentäre - Baumansicht der Gliederung bietet und die Markdown-Syntax hervorheben kann. Leider läuft der Editor bei größeren Projekten nicht ganz rund, was ihn eher für Blogposts und ähnliches prädestiniert.

CuteMarkEd

Haroopad sieht vielversprechend aus, aber leider hatte ich bis jetzt nicht viel Zeit, den Editor wirklich auszutesten. 


Haroopad

Mein persönlicher Favorit ist Synwrite, der interessanterweise gar nicht primär als Markdowneditor konzipiert wurde, sondern eigentlich ein klassischer Programmier-Editor ist. Er bietet aber einen nativen Markdown-Modus und den macht er ziemlich gut. Features wie eine Minimap, ein wirklich gut funktionierendes Gliederungsverzeichnis und eine Seitenleiste, die farbig markiert, wo man Änderungen am Text vorgenommen hat, machen diesen Editor zu meinem persönlichen Favoriten. Man kann einfach gut mit ihm arbeiten, auch wenn er ursprünglich nicht für diesen Zweck geschaffen wurde.


Bildunterschrift hinzufügen

Fazit.

Markdown hat für jeden, der auf Mausklickerei und "Eyecandy" verzichten kann, einige unschlagbare Vorteile. Die Daten sind, da es sich letztendlich um reine Textdateien handelt, unabhängig von Programmen immer zugänglich. Man kann aus einer Quelle viele Kanäle bespielen, was den Arbeitsaufwand reduziert und man kann sich auf den Text konzentrieren, weil Markdown klare Regeln für die Formatierung einzelner Textelemente vorgibt, die nicht optisch motiviert, sondern semantisch festgelegt sind.

Freitag, 10. Oktober 2014

Revisionen mit Google Docs


Irgendwann kommt der Moment, in dem man den eigentlichen Schreibprozess abgeschlossen hat und beginnt, seinen Text zu überarbeiten. Dabei stößt man schnell an seine Grenzen, was die Fähigkeit betrifft, die eigenen Fehler zu erkennen. In diesem Falle wird Unterstützung von außen notwendig. Ein Problem dabei ist, dass sich kaum ein Selfpublisher einen echten Lektor leisten kann, vorallem dann nicht, wenn man noch etwas jünger ist und unter chronischem Geldmangel leidet. Die nächstbeste Variante ist, sich mit anderen Autoren zusammenzutun und die Texte gegenseitig gegenzulesen. Doch wie koordiniert man sich am besten?

Im Verlag benutzen wir seit längerem die Markup-Funktionen des PDF-Formats, um Korrekturen zu markieren. Das hat bei der Arbeit mit Druckfahnen den Vorteil, dass man Papier spart und man den Kollegen erspart, die eine oder andere Sauklaue entziffern zu müssen. Also lag es für mich nahe, bei meinem privaten Projekt genauso vorzugehen und meinen Betaleseren Martin, Sebastian, Justine und Claudia ein PDF des Manuskriptes zu schicken, in dass sie die Korrekturvorschläge einarbeiten sollten. Das hat sich aber letztendlich nicht wirklich als praktikabel erwiesen, da es zu unvorhergesehenen Schwierigkeiten gekommen ist. Dadurch, dass manche meiner Betaleser Linux nutzen, PDF aber ein Format ist, dass hauptsächlich auf dem PC zu hause ist, gab es das Problem, einen Reader zu finden, der die entsprechenden nativen Kommentarfunktionen des PDF-Formats nutzt. Insofern war also das Verteilen und korrigieren einer PDF-Datei eher eine krampfige Anglegenheit.

Als praktikabel hat sich dagegen die Nutzung von Google-Docs erwiesen. Ich habe den Text auf Docs hochgeladen und zum Kommentieren freigegeben. Indem ich den Freigabelink per Mail an meine Betaleser verschickt habe, konnten diese leicht über den Browser auf die Datei zugreifen. Da man zudem bei Google-Docs genau den Personenkreis definieren kann, der auf die Daten Zugriff hat, ist auch das Risiko gering, dass der Zugriff in falsche Hände gerät. Die Kommentarfunktion selbst ist praktisch und einfach zu bedienen. Insgesamt konnten wir so den Text von "Jenseits der schwarzen Berge" in rund einer Woche durchkorrigieren.

 

Montag, 22. September 2014

Schreiben und (Fantasy)-Rollenspiele


Vor einiger Zeit hatte mich Craula Besh in einem Kommentar zu meinen 5-Tipps-Seiten gefragt, ob ich Rollenspiele wie zum Beispiel D&D oder Das schwarze Auge bzw. das Verfassen von Abenteuern für diese Spiele als Schreibarbeit sehe. Heute möchte ich auf das Thema noch einmal näher eingehen.

Craula hatte diesen Textabschnitt kommentiert:

"Wichtig ist für mich, dass ich auch dann weiterscheibe, wenn ich den Eindruck habe, dass das, was ich gerade schreibe, gequirrlte Kacke ist. Und wenn mir nichts Besseres mehr einfällt, dann schreibe ich genau darüber, dass mir nichts Besseres mehr einfällt. Meist hilft das, den Bann zu lösen und im Nachhinein stellt sich heraus, dass das Geschreibsel doch nicht so schlecht war."

Ich finde diesen Teil spannend. Mich würde interessieren, inwiefern du Rollenspiel auch als "Schreibarbeit" siehst. Machst du eigene Abenteuer? Am Tisch gelten dann ja oft andere Regeln, nicht Lesbarkeit für alle, sondern nur für dich, schnelle Zugänglichkeit usw.

Meine Antwort darauf war folgende:

Hallo Craula,

zuerst eimal möchte ich dir für deinen ausführlichen Kommentar danken.

Rollenspiele sind nicht in eigentlichen Sinne Schreibarbeit, aber sie zeigen dir, was erzählerisch möglich ist und in welche Richtungen sich ein Plott (das Abenteuer) entwickeln kann. Spannend daran ist auch, dass die Spieler immer auf Ideen kommen, auf die man als Spielleiter nicht gefasst war. In dieser Hinsicht kann so ein Rollenspielabenteuer auch für das Schreiben den Horizont deutlich erweitern.

[...]

Ich habe früher mal Abenteuer geschrieben, aber inzwischen für das Rollenspielen einfach keine Zeit mehr, Vielleicht ergibt sich das später noch einmal.

Viele Grüße, Georg.



Ich hatte im obengenannten Abschnitt gesagt, dass Rollenspiele für mich nicht in eigentlichen Sinne Schreibarbeit sind. Das war, wie das so oft in Kommentaren passiert, etwas verkürzt argumentiert. Das Abfassen eines Abenteuers ist keine Schreibarbeit in dem Sinne, wie ich dies bei einem Roman auffassen würde. Wärend der Roman eine vollständig ausgebildete Geschichte erzählt, hat der Text eines Abenteuers eher den Charakter von Anweisungen, aus denen im konkreten Spiel erst die eigentliche Geschichte entsteht. In gewisser Weise steht der Text des Abenteuers als Textsorte näher am Film-Drehbuch oder dem Text eines Theaterstücks. Allerdings ist das Abenteuer weder ein Drehbuch noch ein Theaterstück. Im Gegensatz zu diesen ist es durch die Raum- und Umgebungsbeschreibungen sehr viel stärker mit Informationen aufgeladen als dies bei den beiden zuvorgenannten Textarten der Fall ist. Letztendlich ist das Rollenspiel-Abenteuer das, was man im Englischen einen "Jack of all Trades" nennt, - ein Hybride, der die Merkmale verschiedener Literaturformen und des Spiels miteinander vereint.

Tatsächlich halte ich Abenteuer für ein hervorragendes Mittel, um Plotvarianten durchzuspielen, bzw. um zu schauen, welche möglichen Entwicklungen ein Plott nehmen kann. Es kann auch zeigen, an welchen Stellen den Plott hakt. Und es kann als Inspiration für Geschichten dienen, indem es Material liefert, mit dem man spielen kann (Einige der absurdesten,  aber auch der besten Szenen, die ich kenne, sind solche, die sich aus dem Spiel heraus ergeben haben). 

Ein gutes Beispiel dafür sind die Krondor-Romane von Raymond Feist, die ihren Ursprung in seinen Erlebnissen mit seiner Rollenspielgruppe haben. Auch mein Buch Jenseits der schwarzen Berge (JdsB) und der Kontinent Telhan-Sar, auf dem die Erzählung um Prinzessin Anaria spielt, sind von meiner damaligen Das Schwarze Auge-Gruppe beeinflusst worden. Das fällt in JDSB noch nicht so deutlich auf, wird aber in meinem nächsten Buch stärker hervortreten, wenn zum ersten Mal Charaktere auftreten, die auf meinen Freunden und Mitrollenspielern basieren.

Was die Machart von Abenteuern angeht, so habe ich immer darauf geachtet, dass meine Notizen für andere nachvollziehbar sind. Das hatte den Hintergrund,  dass wir während des Spiels reihum den Meister gegeben haben und die nachfolgenden Spielleiter wissen mussten, was zuvor gelaufen war. außerdem ist es m. E. immer besser, etwas direkt so zu schreiben, dass auch ein anderer damit etwas anfangen könnte, weil man auch selbst davon profitiert, wenn man seine Texte auf Verständlichkeit getrimmt hat (Das gilt natürlich für alle Textsorten, nicht nur für Abenteuer).

Letztendlich bleibt mir noch zu sagen, dass das Rollenspielen mein Schreiben auf mehreren Ebenen beeinflusst hat. Bei JdsB merkt man das gelegentlich z. B. an den Ortsbeschreibungen, wenn man genau hinsieht, aber auch an der Art, wie die Figuren miteinander umgehen oder der Landkarte am Anfang des Buches, die wesentlich detaillierter ist, als sie für einen Roman sein müsste.



Donnerstag, 11. September 2014

Die Zehn-Bücher-Challenge


Martin Gehring hat mich für die Challenge nominiert, 10 Bücher zu nennen, die mich beeinflusst haben. Es müssen keine Werke der hohen Literatur sein, sondern Bücher, die einen Einfluss auf mein Leben hatten. Nachdem ich auf die Herausforderung schon auf Facebook geantwortet habe, möchte ich den Post auch hier auf das Blog stellen, damit er nicht gleich wieder in der Versenkung verschwindet. 

Hier sind sie also, meine zehn Bücher:

1. Lao tse: Tao te King

2. Dschuang Tse: "Das wahre Buch vom südlichen Blütenland“ (南華眞經, Nan Hua Zhen Jing)

3. Hermann Hesse: Siddartha

4. Franz Kafka: In der Strafkolonie

5. Paul Auster: Im Land der letzten Dinge

6. J.R.R. Tolkien: The Lord of the Rings

7. H.P. Lovecraft: Die Traumsuche nach dem unbekannten Kadath

8. Clark Ashton Smith: Die Stadt der singenden Flamme

9. Lin Carter: Lankar von Callisto

10. Italo Calvino:  Die unsichtbaren Städte

Ich nominiere

Andrea Schneeberger
Britta Wisniewski
Marcus Sammet
Heike Datzko
Anja Bagus
Oliver Witenius
Michael Wischermann
Harry Michael Liedtke
Francis Brown
Ina Tomec

Zehn Bücher zu nennen, von denen sie beeinflusst wurden und zehn weitere Personen in gleicher Weise zu nominieren.  :-)

Donnerstag, 28. August 2014

Bilder effizient zeichnen



Wenn man ein großes Projekt startet, wie es z. B. ein Buch ist, dann ergeben sich daraus auch immer Gelegenheiten, etwas dazuzulernen und neue Fertigkeiten bzw. Techniken zu entwickeln. Im meinem Fall gilt das unteranderem auch für die Erstellung der Innenillustrationen, für deren Erstellung ich einen (für mich) effizienten Weg gefunden habe.

Auch wenn die Bilder in »Jenseits der schwarzen Berge« (JdsB) aussehen, als ob sie klassisch mit Tusche auf Papier gezeichnet wären, ist das nicht der Fall. Um schneller arbeiten zu können, habe ich alle Bilder vollständig am Computer gezeichnet, wenn man von einer groben Skizze als allerersten Schritt für jedes Bild einmal absieht.


Ich habe mir für das Erstellen der Bilder in JdsB eine Technik abgeschaut, die aus dem Zeichentrick kommt. Statt das Bild in einem Stück zu zeichnen, wurden die Bildelemente einzeln gezeichnet und dann ineinander montiert. Das hat den Vorteil, dass ich, wenn mir ein Fehler passiert, nur den fehlerhaften Teil austauschen muss, statt das ganze Bild wegwerfen zu müssen. Außerdem ist es so möglich, mit der Bildkomposition zu spielen. Insgesamt konnte ich so die Zeit, die ich pro Bild zun zeichnen benötige auf etwa vier Stunden herunterschrauben, was im Gegensatz zur traditionellen Methode eine deutliche Zeitersparnis ist.

Das erste Bild des Buches (Ulfadas Schmiede) z. B. besteht aus drei Ebenen: Dem Wald im Hintergrund, den Büschen davor und Ulfadas Haus.
Grundsätzlich habe ich immer zuerst die Umrisslinien angelegt und dann schließlich die Schattierungen auf einer separaten Ebene. Das macht nicht nur bei den schwarz-weiß-Zeichnungen Sinn, sondern ist grundsätzlich auch auf farbige Bilder übertragbar.


Dabei kommt es gar nicht darauf an, dass man teure Soft- oder Hardware sein Eigen nennt. Ich benutze zum Zeichen den Gimp, MyPaint und ein Grafiktablet von Medion, was offensichtlich ausreicht, um brauchbare Ergebnisse zu erzielen.

Mittwoch, 20. August 2014

Createspace, meine Nerven und ich



Ich hatte mich ja letztendlich doch dazu entschlossen, mich in die Fänge von Amazon zu begeben. Also habe ich mich bei Createspace eingeloggt und Jenseits der schwarzen Berge hochgeladen. Das hat im Wesentlichen gut geklappt, obwohl sich Fehler an Stellen ergeben haben, wo ich keine erwartet hätte.

Nachdem ich den Buchblock fertiggestellt und brav alles angegeben hatte, was Createspace von mir wissen wollte, ging es ans Hochladen der Daten, was auch problemlos funktionierte. Dann hieß es einen Tag warten, bis der Review freigegeben war. 

 Der Internal Reviewer: Freigabeportal light


Der "Internal Reviewer" von Amazon (das Programm,  mit dem man seine Daten noch einmal kontrollieren kann) ist in seinen Grundzügen ganz ähnlich aufgebaut wie andere Freigabeportale von Druckereien auch, wobei Amazon alles weggelassen hat, was den engagierten Laien verwirren könnte. Das ist einerseits ein Vorteil, weil man sich nicht groß in die Software hineindenken muss, andererseits ein Nachteil, weil man solche Dinge wie den Anschnitt oder die Farbkanäle nicht überprüfen kann. In dieser Hinsicht muss man Amazon schlicht glauben, dass alles schon gutgehen wird.

Man kann im Reviewer sein Buch in einer virtuellen Ansicht durchblättern, wobei eventuelle Probleme von der Software angezeigt werden. Das funktioniert alles in allem recht gut. Ist man mit dem Ergebnis zufrieden, kann man den akzeptablen Zustand seines Projektes bestätigen. Lehnt man hier allerdings ab, so muss man den gesamten Buchblock auch dann wieder hochladen, wenn man lediglich einige wenige Fehler korrigieren muss. Bei mir waren es eine verschobene Seitenzahl und ein verutschter Textrahmen, die ich natürlich nicht gleichzeitig gesehen habe, was bedeutete, dass ich jedes mal das gesamte Buchfile hochladen musste, dass dann gnadenlos von Amazon einem erneuten Review unterzogen wurde. Insgesamt musste ich so zwei Tage darauf warten, dass ich weiter arbeiten konnte. Das ist ärgerlich und in professionellen Druckportalen, wie sie von Druckereien für die Freigabe verwendet werden, besser gelöst. Apogee bietet zum Beispiel die Möglichkeit, einzelne Seiten hochzuladen, falls es Korrekturen geben sollte. Das hätte ich mir auch für Createspace gewünscht. 

Probleme, wo man keine erwartet


Bedauerlicherweise war damit aber mein Stress nicht zu Ende. Beim Hochladen des Covers sind diverse Probleme aufgetreten. Zuerst meinte Createspace, dass irgendwelche Bilder überlappen würden. Dann war der Rückentext verrutscht, schließlich war der Titeltext ganz vom Cover verschwunden.

Nachdem sich die Coverprobleme in Wohlgefallen aufgelöst hatten, machte nun das Buchinnere, das vorher anstandslos durch den Reviewer gegangen war, Schwierigkeiten. In der Proof-Vorschau waren sämtliche Bilder zerschossen, was meiner Stimmung nicht unbedingt zuträglich war. Also habe ich die PDF-Datei neu geschrieben, neu hochgeladen, auf den Review gewartet, auf den Proof gewartet und nach sechs Tagen endlich den Text freigegeben. 

Das eBook, einfach zu erstellen, aber typographisch hinterher


Createspace funktioniert, könnte aber besser sein. Das Einstellen der Mobidatei für den Kindle war dagegen ein Klacks. Leider lässt die eBook-Fassung so viele Aspekte vermissen, die mir an der Printfassung wichtig sind, z.B. ein schönes Layout, die Initialen, die Gestaltung der Kapitel-Überschriften etc. Natürlich bleiben die Bilder schön, es gibt sogar eines mehr als in der Druckausgabe, aber das Drumherum ist für jemanden, der eine Affinität zur Typographie hat, mehr als traurig.